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Börse Changsha 2014

Nachdem im letzten Jahr das Debüt der Changsha Mineral and Gem Show tüchtig in die Hose gegangen ist, haben die Veranstalter aus den vielen Fehlern gelernt und nun in der Neuauflage dafür gesorgt, dass alles reibungslos verlief. Andreas Massanek hat sich auf Einladung der Messeorganisation, wie schon im Vorjahr, auf die lange Reise in die Hauptstadt der Provinz Hunan begeben und gibt uns hier einen aktuellen Überblick über das Messegeschehen, das vom 15. bis 20. Mai stattfand. Die offiziellen Zahlen zu den Besuchern (160.000!) sowie Ausstellern (1.700) dürften allerdings „leicht“ übertrieben sein; wenn man 40.000 Besucher und etwa 900 Aussteller zugrunde legt, wird man in der Einschätzung dem tatsächlichen Ergebnis sehr nahe kommen ...


Die Changsha-Messe 2014 am Samstag, 17. Mai. Foto Peter Megaw.


Zweite Mineralien-Messe in Changsha, China: Aus Fehlern schnell gelernt

Ein Bericht von Andreas Massanek, Freiberg

Über die Größe von Changsha findet man im Internet die verschiedensten Angaben. Die Einwohnerzahl schwankt dort zwischen 2,5 und 20 Millionen. Auch die Organisatoren wussten das auf meine Anfrage nicht so genau, vermuten aber so um die 7 Millionen. Na ja, das ist auch immerhin das Doppelte von Berlin. Es ist eine der typischen chinesischen Metropolen, in der die Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden schießen. In Changsha stehen alleine auf der Ostseite des Xiang Jiang mehr als 700 Wolkenkratzer. In den nächsten zehn Jahren sollen die westlich des Flusses gelegenen Stadtteile futuristisch umgestaltet werden und weitere Hunderte von Wolkenkratzern gebaut werden. Das sind Zahlen, die man sich bei uns überhaupt nicht vorstellen kann. Auch wenn man Hochhäuser nicht mag (ich komme schließlich aus der Kleinstadt Freiberg),
ist es schon ziemlich beeindruckend zu sehen, wie sich hier alles entwickelt.

Unterstützung vom Staat
Die Changsha Mineral Show wird mit Unterstützung der Provinzregierung von Hunan und des Ministeriums für Land und Ressourcen der Volksrepublik China im „Hunan Conference and Exhibition Center“ veranstaltet. Zur Eröffnung sprachen führende einheimische Politiker, Botschafter ressourcenreicher Länder und der Chairman der IMA-Kommission der Museen, Dr. Federico Pezzotta.
Die Ausstellung findet in zwei riesigen, übereinander liegenden Hallen statt. In der ersten Ebene werden vorwiegend Mineralien, Edelsteine, Meteoriten und Fossilien angeboten. In der zweiten Ebene sind die Schmuckhändler zu finden. Laut den offiziellen Zahlen, die ich jetzt nicht weiter kommentieren möchte, gab es 1.500 Stände mit 1.700 Händlern, wovon 500 aus dem Ausland waren. Darunter befanden sich namhafte Händler aus den USA (Rob Lavinsky - The Arkenstone und Brian Lees - The Collectors Edge), Frankreich (Minerama), Italien (Marco Tironi) und Deutschland (Red Gallery - Andreas Guhr), die Stufen von Museumsqualität in wunderbar dekorierten Vitrinen ausgestellt hatten. Aber auch die Stände einiger chinesischer Händler brauchten den Vergleich mit den genannten Händlern hinsichtlich Qualität der Stufen, Art der Ausstellung und auch der Preise nicht zu scheuen (Zheng Fine Mineral, Tasstone). Die offiziell 160.000 Besucher aus mehr als 70 Ländern, von denen 7 % aus Übersee stammen sollten, sahen insgesamt ein sehr breites Spektrum, das sich im Vergleich zum letzten Jahr sehr zum Positiven verändert hat. Riesige Großstufen bis zu drei Metern Länge gab es auch noch zu sehen, sie dominierten aber nicht mehr die Gesamtzahl der Objekte. In diesem Jahr wurden auch viele Stufen in handlichen Formaten bis hin zu Kleinstufen, ja sogar Micromounts angeboten. Und das erfreuliche: es gab auch Preise im zwei- und dreistelligen Bereich. Es wurde auch lobend im offiziellen Report hervorgehoben, dass sich viele Kinder kleine Mineralstufen als Andenken bzw. als Beginn des Aufbaus einer eigenen Sammlung leisten konnten.

Neue Funde aus China
Was gab es nun zu sehen? Fangen wir in der ersten Ebene an. Aus dem Gastgeberland kamen natürlich die meisten der angebotenen Mineralien. Hervorzuheben waren hier Stufen aus der Lagerstätte Huanggang in der Inneren Mongolei. Eine ganze Reihe von Ilvait-Stufen mit bis zu 20 cm langen und hoch glänzenden Kristallen war darunter besonders bemerkenswert. In Summe war die Lagerstätte allerdings nur mit relativ wenigen Stufen vertreten. Die von dort bekannten Mineralien Andradit, Genthelvin, Prasem, Pyrrhotin, Arsenopyrit, Löllingit, Fluorit und Calcit konnte man nur vereinzelt finden, dann aber in sehr guter Qualität. In Shangbao/Hunan wurden neue Fluorite gefunden. Die teilweise intensiv violett gefärbten Kristalle zeigten die Kombination aus Würfel und Rhombendodekaeder, wobei letztere Form dominierte. Die Fluorite sitzen auf weißem Dolomit und können noch mit Quarz und Pyrit vergesellschaftet sein.
Es wurden auch wieder neue Stufen mit Chalkopyrit und Siderit aus der Kaiwu Mine in Guizhou gefunden. Auf einigen Stufen saßen sehr schöne Tetraedrite. Auch von der bekannten Fundstelle Xianghuapu kamen neue Funde. Erstmalig traten die grünen Fluorite als reine Rhombendodekaeder auf! Von Xiangfanglin stammen grüne Fluorite mit flachrhomboedrischen Calciten, die den von früher aus Xianghuapu bekannten Stufen total ähneln: Fluoritwürfel, kombiniert mit dem Rhombendodekaeder. Beide Fundstellen befinden sich im Südwesten der Provinz Hunan unweit der Bezirksstadt Chenzhou. Von der Quarz-Baryt-Fundstelle Jinkouhe in Sichuan wurden wieder neue „Fensterbaryte“ gefunden, die bis zu 15 cm groß waren. Kristallisiertes Gold aus der Kangding Mine in Sichuan war nur bei Zheng Fine Mineral zu sehen. Die Stufen waren reich besetzt und bis zu 20 cm groß. Einige Händler hatten sehr schöne Smaragdstufen von Malipo.
Der Blickfang befand sich gleich gegenüber dem Haupteingang bei The Collectors Edge, die „Empress of China“, eine phantastische Rhodochrositstufe aus der Wutong Mine in Guangxi. Es wurde gemunkelt, dass sie einen neuen Eigentümer gefunden haben soll.
Unter den vielen XXL-Großstufen dominierten die Mineralien Fluorit, Calcit und Quarz. Mich beeindruckten allerdings auch bis zu drei Meter breite Stufen mit meterlangen Gipskristallen. The Arkenstone hatte eine größere Suite feinnadeliger Krokoite aus der Adelaide Mine in Tasmanien und einen ca. 60 cm langen Spodumenkristall aus dem Mawi-Pegmatit in Afghanistan zu bieten. Der Kristall war absolut klar und durchsichtig; er zeigte Bereiche der beiden Varietäten Kunzit und Hiddenit.
Einen ganzen Tisch voll intensiv grüner Hiddenite gab es bei einem pakistanischen Händler zu bestaunen. Intensiv braune Topase, Aquamarinstufen aus dem Hunzatal und durchsichtige, orange gefärbte Mikrolithkristalle auf weißem Mikroklin vervollständigten das Angebot aus Pakistan. Vom Jebel Ouichane in Marokko waren sehr schöne hellblaue Barytstufen zu sehen. Marko Tironi brachte eine große Zahl leuchtender Schwefelstufen aus Sizilien. Stalaktitischen Malachit aus der Gegend von Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo gab es in verschiedenen Größen, die Stufen waren alle in kunstvoll geschnitzte Sockel eingelassen. Der indische Händler Pandi hatte wieder eine Vielzahl von Drusenmineralen aus dem Dekkan ausgestellt. Die größte „Stufe“ (Apophyllit mit Stilbit und Heulandit von Jalgaon) hatte ein Gewicht von fast zwei Tonnen.
Neben Mineralen gab es ein großes Angebot an Meteoriten. Hier waren vor allem russische Händler aktiv. Auch das Fossilienangebot war sehr vielfältig. Es reichte vom kompletten Sauriereiernest über Platten mit Fischen und Seelilien, Ammoniten und Trilobiten, Haifischzähnen bis hin zu ganzen Skeletten diverser Tiere. Neben den Fossilienhändlern gab es auch eine Sonderausstellung, wo ebenfalls Skelette verschiedener Saurier, Bären und Säbelzahntiger gezeigt wurden. Unter den Objekten befand sich auch das weltweit am besten erhaltene Mammutskelett aus Sibirien.


Meterlange Stufe mit blauem Hemimorphit. Foto Peter Megaw.


Vitrine mit Neufunden besonders gut auskristallisierter Fluorite mit herrlicher
grüner Farbe aus China, die von Quarz überzogen werden. Foto Peter Megaw
.


Interessante Goldstufe aus der Kangding Mine in Sichuan, gesehen bei „Tasstone“. Foto Andreas Massanek.

Highlight: der „King of Mogok“
In der zweiten Etage wurden Edelsteine und Schmuck angeboten. Unter den Edelsteinen dominierten Farbsteine wie Tanzanite, Spinelle, Saphire und Rubine, aber auch Aquamarine, Smaragde und Quarzvarietäten waren reichlich vorhanden. Jade in allen Nuancen spielte die Hauptrolle im Schmuckbereich. Es waren auch viele ansprechend gestaltete Vitrinen mit hochwertigem Schmuck zu bewundern. Endlose Meter an Kettensträngen, wie wir sie von unseren großen Börsen kennen, sahen wir hier nicht. So machte es wirklich Spaß, auch durch diese Etage zu gehen. Ein besonderes Highlight war in dieser Etage die Sonderschau, die aus zwei Teilen bestand. Unter dem Motto „Special Exhibit of World well-known Mines“ wurden einige XXL-Großstufen aus Hunan gezeigt. Mineralien aus den drusenreichen Steinbrüchen und Brunnenbauprojekten des indischen Dekkanplateaus, Rhodochrosite aus der Sweet Home Mine, Edelsteinmineralien aus Pakistan und Afghanistan sowie opalisierte Fossilien aus Australien nahmen den Großteil der Ausstellung ein.
Innerhalb der Sonderschau gab es dann einen Extrabereich, in dem Edelsteine aus der Region Mogok in Myanmar gezeigt wurden. Der bekannte Händler Federico Barlocher hat aus seiner Sammlung sowohl Kristalle als auch geschliffene Steine in beachtenswerter Größe und Qualität für diese Schau zur Verfügung gestellt. Star der Schau war sicherlich der mit 1.700 Karat größte bisher in Mogok gefundene Rubin, „The King of Mogok“, der spektakulär in Szene gesetzt wurde. Aber auch „The Rose of Asia“, die größte und schönste Rubellitstufe aus Paprok in Afghanistan, die man ansonsten im Naturkundemuseum in Mailand bewundern kann, kam hier schön zur Geltung. Für Mineralogen und Sammler dürfte dieser Bereich auch deshalb interessant gewesen sein, weil die bekannten Rubine und Spinelle in der Unterzahl waren. Zirkone in den verschiedensten Farben, Skapolith, Peridot, Poudretteit, Taaffeit, Johachidolit, Diopsid, Danburit, Scheelit, Mondstein und Petalit waren hier zu bewundern. Federico Barlocher war sogar häufig in der Sonderschau anzutreffen, um Fragen der Besucher und Journalisten zu beantworten.


Federico Barlocher mit seinen Fans ... Foto Andreas Massanek.

Fazit: rundum gelungen
Die Veranstalter haben sich auch große Mühe gegeben, etwas für die Popularisierung der Geowissenschaften zu tun. In der ersten Ebene gab es einen Bereich, in dem Kinder unter Anleitung von freiwilligen Helfern Gold waschen und Fossilien ausgraben konnten. In der zweiten Etage hatten einige Organisationen aufwändige Stände aufgebaut, wo auf die Schönheit der Natur, geologische Besonderheiten, die Entwicklung des Lebens und die Verwendung von Rohstoffen aufmerksam gemacht wurde. Es gab auch einen großen Forumsbereich, in sich die Besucher Vorträge und Filme zu den genannten Themen anschauen konnten.
Gegenüber dem Vorjahr hatte sich vieles verbessert. Für jeden gab es ausreichende Möglichkeiten, sich mit Getränken und Speisen zu versorgen. Von chinesischer und italienischer Küche über Cafe’s bis hin zu McDonald‘s war hier sicher für jeden Geschmack etwas dabei. In der ersten Etage gab es auch Bankschalter und Geldautomaten, wo man problemlos Geld holen oder umtauschen konnte. Die Händler waren in diesem Jahr auch durchweg zufrieden. Die Stände waren fertig, das Material war zu Beginn der Messe da. Auch in diesem Jahr kam es vor, dass gesamte Stände ausverkauft waren. So sollte man den letzten Tag meiden, da hier schon einige Stände leer sind bzw. viele Händler mittags anfangen, zusammenzupacken. Mehr als 300 freiwillige Studenten aus den sieben Universitäten von Changsha wurden eingesetzt, um ausländischen Händlern und Gästen als Übersetzer zur Seite zu stehen oder die Aktivitäten für Kinder zu betreuen.
Parallel zu der Show fand eine mehrtägige, international besetzte Konferenz in modern ausgestatteten Räumlichkeiten statt. Zu dieser Konferenz musste man allerdings eingeladen worden sein oder sich im Vorfeld angemeldet haben. Als Messebesucher konnte man da nicht einfach mal hingehen. Aber das wird sich vielleicht auch ändern. Das Thema der Tagung stand unter dem Motto „Science popularization and internationl communication“. Für mich war der letzte Tag, als im Forum der Geo- und Naturkundemuseen über die Bedeutung museumspädagogischer Arbeiten und deren sozialen Impakt diskutiert wurde, besonders interessant. Ich durfte dort schon zum zweiten Mal einen Plenarvortrag halten und die Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in unserer terra mineralia in Freiberg vorstellen.

Für die Zukunft gut gerüstet
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die 2. Changsha Mineral and Gem Show für mich ein großartiges Erlebnis war. Als Besucher habe ich eine weitgehend perfekt organisierte Veranstaltung gesehen. Die Veränderungen zum Vorjahr sind alle positiv. Man kann den Organisatoren bescheinigen, dass sich die Messe auf dem guten Weg befindet, zu einer der weltweit führenden Veranstaltungen dieser Art zu werden. Wenn weiterhin die großzügige staatliche Unterstützung fließt, wird sie sehr bald sogar den Spitzenplatz einnehmen.


Ein Traum in Rot: Rhodochrosite aus der Sweet Home Mine/Colorado aus der
Sammlung Brian Lees (Collector's Edge). Foto Peter Megaw.



Daniel Trinchillo („Fine Minerals“) präsentierte an seinem Stand diese 2,5 Meter hohe
Amethyst-Stufe aus Uruguay - ein wahrlich außergewöhnliches Exponat. Foto Peter Megaw.



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